Yogablog

Zuhören, Verzeihen, innerer Frieden

1 Okt 2018

Wenn das Fernsehen zum Babysitter für Kinder wird, deren Eltern nicht darauf achten, was sie sich ansehen, dann ist das so, als würde man jeden Tag für mehrere Stunden einen Fremden ins Haus lassen, der den Kindern alles über eine perverse Welt erzählt, in der Probleme einfach mit Gewalt gelöst werden und man zum Glück nichts anderes braucht als das richtige Bier, ein schnelles Auto, gutes Aussehen und viel Sex. Bei seinen täglichen Besuchen kann dieser »Lehrer« viel Schaden anrichten, er kann den Kindern falsche Vorstellungen einimpfen, die keiner mehr ändern, und Probleme verursachen, die niemand lösen kann.

In einem Spielwarengeschäft hörte ich zufällig ein Gespräch zwischen einer Mutter und ihrer Tochter über Puppen. »Was kann die?«, fragte das kleine Mädchen bei jeder Puppe. Und die Mutter antwortete dann: »Sie spricht«, »Sie macht sich nass« oder »Sie weint«. Da die Puppen ziemlich teuer waren, versuchte die Mutter die Aufmerksamkeit ihrer Tochter auf eine preiswertere zu lenken. »Kann die etwas?«, fragte das Mädchen. »Ja«, erwiderte die Mutter, »sie hört zu.« Die Tochter nahm sie begeistert.

Ich habe angefangen zu verstehen, wie nah wir in unserem Alltag dem Tod sind. Mehr denn je achte ich deshalb darauf, jeden Menschen, den ich liebe, dies spüren zu lassen.

Wenn du verzeihst, änderst du nicht deine Vergangenheit, wohl aber deine Zukunft. Es wird dir immer wieder mal Unrecht widerfahren. Wenn du dir das Unrecht immer wieder vor Augen führst, dann lebst du in der Vergangenheit und vergeudest deine Energie. Entscheide dich lieber dafür, das »Unverzeihliche« zu verzeihen. Nur so kannst du mit der Vergangenheit abschließen und inneren Frieden finden.

Lebensbasis

1 Sep 2018

Es zeugt nicht von Intelligenz, danach zu streben auf dem Friedhof der Reichste sein zu wollen. Es ist wichtiger, wie ein Sämann unverzagt zu säen. Der sät auch in hoffnungslosen Fällen. Jeder und jede soll eine Chance haben. Wenn wir unsere Prioritäten richtig setzen, bringen fruchtbare Samen bis zu 100-fachen Ertrag. Das gilt auch für das kleinste Samenkorn, das Senfkorn, das den größten Baum hervorbringt. Dieser Vergleich trifft genauso auf Menschen, wie auf Böden zu. Auf fruchtbaren Äckern könne wir sehen, wie wertvoll es ist, wenn Lebensmittel, Mittel zum Leben, wachsen. Ohne Lebensmittel auf Äckern kein Mittel zum Leben! Alles Leben auf diesem Planeten hängt von einer 25 - 30 Zentimeter dünnen fruchtbaren Erdschicht ab. Ohne fruchtbare Böden keine Zivilisation: kein Weizen und kein Wein, kein Rasen und keine Rose, kein Flora, kein Fauna und kein sauberes Wasser.
Boden ist unsere Lebensbasis, der in geradezu unvorstellbarer Vielfalt und Fülle voller Leben ist. Wer weiß schon, dass eine Handvoll Boden mehr Lebewesen enthält als Menschen auf der ganzen Erde wohnen? Und wer ahnt, das Böden doppelt so viel CO2 speichern, wie die globale Vegetation und die Atmosphäre zusammen?
Boden speichert Treibhausgase, ist ein Wasserreservoir, ernährt uns und bietet Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere, er baut Schadstoffe ab, produziert Biomasse, ist Lagerstätte für Rohstoffe und beinhaltet das Archiv der Natur- und Kulturgeschichte. Die Geschichte der Menschheit ist auch eine Geschichte ihrer Böden. Doch durch den Klimawandel und durch die chemische Landwirtschaft verlieren wir zur Zeit täglich Millionen Tonnen fruchtbare Erde. Aber täglich werden wir eine Viertelmillion Menschen mehr. Nur ein neues Bodenbewusstsein und eine neue Bodenkultur werden bewirken, dass wir den Hunger überwinden. Der Verlust an fruchtbarem Boden war historisch oft der Beginn des Niedergangs einer ganzen Kultur, zum Beispiel beim Niedergang des römischen Reiches. Der Erosion der Böden im gesamten Mittelmeerraum folgte jene der Zivilisation. Mit der zunehmenden Erderwärmung, dem rasanten Fortschritt der Bodenverluste und dem immer brutaleren Artensterben, bereiten wir die größte Zivilisationskatastrophe der Menschheit vor.

Lasst Kohle, Gas und Öl im Boden, nutzt Sonne, Wind und Wasserkraft, wie es die Natur vorgesehen hat. Arbeitet und wirtschaftet nicht länger gegen die Natur, sondern mit ihr. Überwindet die »perverse Logik« des unendlichen Wachstums in einer endlichen Welt. Dringend geboten ist »eine Ethik des Genug«.

Durch Fürchten und Sorgen wird nichts besser. Unsere Furcht belastet nicht nur unseren Leib, beklemmt das Herz, lässt die Muskeln erschlaffen, hemmt die Drüsenfunktion, greift die Nerven an, sie lastet auch auf der Seele und liegt wie eine Gewitterwolke über unserem Leben. Wohl dem, bei dem die Samen auf fruchtbaren Boden fallen.

Reichtum

1 Aug 2018

Im Wesen des Menschen selber liegt die Versuchung, an der Stelle des erfüllten Lebens den seelenlosen äußeren Besitz treten zu lassen, dessen einzige Funktion dann nur noch das leere »Haben« dieser Sache ist, und die abstrakte Form des Geldes wird zur eigentlichen Verkörperung dieses entseelten Besitzes. Was in vernünftigen Grenzen Mittel zur Erhaltung des Lebens war, wird übersteigert, weil der Mensch darin seinen einzigen Halt gegenüber der anders nicht auszuhaltenden Unsicherheit des Lebens sieht und so wird es schließlich zum Selbstzweck, unter dessen Herrschaft das Leben selber erstickt.

Ein Derwisch, dessen Freude die Entsagung und dessen Hoffnung das Paradies war, traf einen Fürsten, dessen Reichtum alles übertraf, was der Derwisch je gesehen hatte. Das Zelt des Adligen, der außerhalb der Stadt zur Erholung lagerte, war aus kostbaren Stoffen, und selbst die Zeltnägel, die es hielten waren aus purem Gold. Der Derwisch, der es gewohnt war, Askese zu predigen, überfiel den Fürsten mit einem Wortschwall, wie nichtig sich der irdische Reichtum, wie eitel die goldenen Zeltnägel, wie vergeblich das menschliche Mühen seien. Wie ewig und herrlich seien dagegen die heiligen Stätten, Entsagung bedeute das größte Glück. Ernst und nachdenklich hörte der Fürst zu. Er ergriff die Hand des Derwisch und sprach: »Deine Worte sind für mich wie die Glut des Mittagssonne und die Klarheit des Abendwindes. Freund, komme mit mir, begleite mich auf dem Weg zu den heiligen Stätten.« Ohne rückwärts zu schauen, ohne Geld, ein Reitpferd oder einen Diener mitzunehmen, begab sich der Fürst auf den Weg. Erstaunt eilte der Derwisch hinterher: »Herr! Sag mir doch, ist es dein Ernst, dass du zu den heiligen Stätten pilgerst? Wenn es so ist, warte auf mich, dass ich schnell meinen Pilgermantel hole.« Gütig lächelnd, antwortete der Fürst: »Ich habe meinen Reichtum, mein Gold, mein Zelt, meine Diener und alles, was ich hatte, zurückgelassen, musst du dann wegen eines Mantels den Weg zurückgehen?« »Herr«, staunte der Derwisch, »erkläre mir bitte, wie konntest du all deine Schätze zurücklassen und selbst auf deinen Fürstenmantel verzichten?« Der Fürst sprach langsam, aber mit sicherer Stimme: »Wir haben die goldenen Zeltnägel in den Erdboden geschlagen, nicht aber in unser Herz.«

halte dich still und schweige

1 Jul 2018

Die Vorstellung »ich bin der Leib« ist der Faden, an dem Vorstellungen aller Art wie Perlen aufgereiht sind. Tauchst du aber tief hinab mit der Frage: »Wer bin ich?« – so schwinden die Vorstellungen und das Wissen vom Selbst bricht strahlend auf als »ICH« in der Höhle des Herzens. Das ist Himmel, Stille, Stätte der Seligkeit.

Was hilft es, um alles und jedes zu wissen und nicht um das Selbst? Was bleibt zu erkennen für einen, der das Selbst erkannt hat? Wer in sich das Selbst als wirklich erfährt, das einzige, aus sich selber leuchtende Eine, dem strahlt das Licht des Selbst von Innen. Das ist wirkliche Entfaltung der Gnade, Ende des Ich und Anfang höchster Seligkeit.

Um die Bande des Schicksals samt ihrer Verwandtschaft zu lösen halte dich still und schweige. Dann wird das aus sich selber Leuchtende in dir aufgehen. Das ist das höchste Erlebnis. Alle Furcht vergeht. Das ist das uferlose Meer vollkommener Seligkeit.

Wenn du sehr unter Druck stehst, weil du so viel zu tun hast, solltest du zuallererst eine Pause machen. Wir glauben manchmal, nicht genug Zeit zu haben, um uns zu entspannen, in Stille zu sein oder zu schweigen. Wir denken, wir würden dadurch zu viel Zeit verlieren. Doch das ist eine Fehleinschätzung. An Körper und Geist entspannt, können wir unsere Aufgaben besser bewältigen – effektiver, intelligenter und mit mehr Freude.

Stille spricht, wenn Worte es nicht tun

1 Jun 2018

...es gibt eine Liebe an die sich niemand erinnert... Jon Fosse

...in gewisser Weise ist es die Stille die hier spricht. Ja, reden, das soll die Stille tun, vielleicht weil die Stille mit dem Staunen einhergeht. Stille trägt eine Macht in sich und derjenige der nicht über diese Macht staunt, fürchtet sich vor ihr. Und das ist wohl der Grund, warum so viele vor der Stille Angst haben. Eine vage Angst vor etwas, von dem ich im Grunde nicht weiß, was es ist. Eine Angst die bewirkt, dass ich allzu schnell meinem eigenen Leben aus dem Weg gehe, stattdessen beschäftige ich mich irgendwie, vermeide die Stille und tue das Naheliegende. Ich schreibe Textnachrichten, lege Musik auf, höre Radio oder lasse einfach den Gedanken freien Lauf, statt innezuhalten und die Welt vielleicht einen Augenblick auszusperren. Ich glaube die Angst, ist die Furcht, sich besser kennenzulernen. Ich komme mir ein bisschen feige vor, wenn ich mich davor drücke.

Stille ist eine Idee. Ein Gefühl. Eine Vorstellung. Die Stille um dich herum kann viel enthalten, aber die interessanteste Stille ist diejenige, die in mir ist. Eine Stille, die ich in gewisser Weise selbst schaffe. Daher suche ich nicht mehr nach der absoluten Stille um mich herum. Die Stille, auf die ich aus bin, ist die Stille in mir.

Einige der reichsten Menschen der Welt leben materiell gesehen ein gemäßigtes Leben, während andere sich entschieden haben im Luxus zu schwelgen. Viele die im Luxus baden, wissen etwas, worüber sich andere Menschen nicht im klaren sind: Luxus bietet nur kurzfristige Freude.
Stille ist der neue Luxus. Stille enthält eine Qualität, die exklusiver und beständiger ist als jeder andere Luxus. Stille ist das einzige Bedürfnis, das diejenigen, die ständig auf der Jagd nach etwas Neuem sind, niemals erfahren werden.