Yogablog

Wir sind mehr als unser Ego

1 Nov 2024

Die Wirklichkeit ist weder im Kontext der Zeit veränderbar, noch durch den Raum begrenzt. Die Wirklichkeit ist von beiden frei. Daraus folgt, dass unsere Reise zwar in Raum und Zeit stattfindet, dass aber, wenn wir an ihr Ende gelangen und der höchsten nicht physischen Wirklichkeit begegnen, dies nicht in Raum und Zeit sein wird, so wie wir sie kennen.

[purusha], die Seele oder auch kosmische Seele, ist das Wort für eine immer währende Wirklichkeit. In ihrer Einheit ist die Seele unveränderlich, ewig und konstant, kennt keinen Besitztum und kein Besitzdenken. Die Seele steht immer außerhalb des Lebens. Die Seele ist ein Seher, kein Spieler.

Das Ich in unserer natürlichen Gestalt ist weder aufgebläht, noch in sich zusammengesunken. Im perfekten Asana ist das Ich in seiner natürlichen Gestalt; – das Asana ist meditativ, in durchgängig aufrechterhaltener Konzentration und das Ich in perfekter Form und tadellos integriert.

Wir sind mehr als unser Ego.

Körper-Intelligenz existiert real. Intelligenz des Gehirns ist bloße Vorstellung. Beim Yoga-Üben muss der Körper und nicht das Gehirn sagen, was wir tun sollen. Das Gehirn weiß nicht alles. Selbst-bewusst, selbst-gewahr. Stille im Körper und Stille im Geist ergibt bewusstes Handeln.

Zukunft ist Phantasie, ist Planen, sich Sorgen. Vergangenheit ist Geschichte, ist Wiederkäuen, Grübeln, Bedauern. Nur die Gegenwart ist real.

Haltungen im Stehen lehren Stabilität. Stabilität erfordert Balance. Balance ist der Zustand der Gegenwart. Gleichgewichtshaltungen lehren uns, wie Gedanken uns aus dem Gleichgewicht bringen.

Realität, Wahrheit, Subjekt oder Objekt

4 Okt 2024

Unser Erleben der Realität ist immer subjektiv. Objektive Wahrnehmung ist nichts anderes als eine Phantasie des Verstandes, weil es keine Möglichkeit zu geben scheint, Wahrnehmung ohne Beteiligung des Subjekts stattfinden zu lassen.

Victor Sanchez

Keine Wahrnehmung ist gewisser als diese, dass die ganze Welt nur Objekt in Beziehung auf das Subjekt ist, mit einem Wort: Vorstellung ist.

Schopenhauer

Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass es keine Materie gibt, sonden nur Geist. Die Materie ist die Kruste des Geistes.

Hans-Dieter Dürr

Der Geist ist der Urgund der Materie.

Max Planck

Das Negative mit dem Negativen

8 Aug 2024

Ich weiß genau an was du jetzt denkst, wenn ich Dir sage: »Denk jetzt nicht an rosarote Elefanten ... «

Warum tun kleine Kinder genau das Gegenteil von dem, wenn ich sage: »Tue es nicht!« Weil sie mit Worten, wie: »nein« oder »nicht« nichts anfangen können.

Kleine Kinder verstehen das Negieren nicht. Sie verstehen (wenn sie verstehen) den Satz so, wie dieser gesagt wird, nur eben ohne das nein oder das nicht. Ergo bedeutet eine solche Ansage, so viel wie tue genau das, was ich sage, aber eben ohne das Nein oder das Nicht.

Im Fall der rosaroten Elefanten, sage ich wohl, tue es nicht, aber ich bringe jemanden ja erst auf die Idee etwas zu tun, von dem ich will, dass er/sie es nicht tut.

So sind z.B. negative Ansagen, z.B. im Yoga in Balancehaltungen, wie: »Sieh jetzt nicht zum Boden, sonst zieht es dich nach unten.« – Sehr effektiv!

Balancehaltungen lehren uns, wie uns Gedanken aus dem Gleichgewicht bringen. Ansagen sollten positiv formuliert sein, zu sagen, wie es geht, anstatt zu formulieren wie es nicht geht.

Will jemand was von mir wissen oder will ich etwas erklären, nimm dein Gegenüber an der Hand und erkläre oder zeige wie es geht; – und nicht wie es nicht geht.

Pranayama

6 Jun 2024

Pranayama (Sanskrit: प्राणायाम, prāṇāyāma) ist der vierte, im achtfachen Pfad des Patanjali und bezeichnet die Zusammenführung von Körper und Geist durch Atemübungen.

Pranayama ist kein normales Atmen – auch nicht einfach tiefes Atmen. Indem wir in Bauch, Rücken und die Seiten einatmen, heben und separieren wir die Wirbel der Wirbelsäule, Weiten die Rippen vom Rückgrat her und vertiefen und verlängern so die Atmung. Die Beobachtung des Atemflusses führt zu Konzentration.

Das Einatmen ist generierend. Durch das Atem-Anhalten nach dem Einatmen wird die Energie vollständig absorbiert. Mit dem Ausatmen werden die Giftstoffe abtransportiert. Die Atempause nach dem Ausatmen befreit von Stress, der Geist bleibt ruhig und still.

Richte deine Aufmerksamkeit auf deine inneren Atembewegungen. Mit Pranayama beginnen wir den Geist und die Sinne von äußeren Beschäftigungen abzuziehen. Daraus entsteht innerer Frieden.

Der Geist ist eine Schwingung im Raum. Um den Ton oder Klang wahr zu nehmen sind beim Atmen die Ohren wichtig, dadurch wird das Gehirn beruhigt und befriedet. Im Pranayama kann nichts erzwungen werden. Deshalb lehrt es Demut und Bescheidenheit. Im yogischen Atmen empfängst du den Atem.

Pranayama beginnt damit, dass du die Bewegungen der normalen Atmung beobachtest und diese dann ruhig und weich werden lässt. Lerne dein Zwerchfell entspannt zu lassen. Tauche ein in die Natürlichkeit des Ein- und Ausatmens und des Atem-Anhaltens. Einatmen ist ein Ausdehnen bis hin zum peripheren Bewusstsein. Der Ausatem zieht sich zur Mitte hin zurück zum Kern des Bewusstseins. Kommt es beim Atem-Anhalten zu Verspannungen oder Schmerzen im Kopf, dann kommt das durch ein egoistisches Anhalten vom Gehirn und nicht von den Lungen. Ausatmen und Atem-Anhalten ist die Hingabe an die kosmische Kraft, ist der noble Akt des Selbst-Verzichts, der unvergleichliche Akt der Selbst-Entsagung um einen egolosen Zustand zu erreichen.

Stress lässt uns kurzatmig werden, verkrampfen, stoppt den Atemfluss – zieht uns so unsere Lebensenergie ab. Mit Stress umgehen heißt das Nervensystem beruhigen und Stärken. An den Augen lässt sich Anspannung und Nervosität ablesen.

Ohne egoistische Beweggründe gute Arbeit leisten wirkt sich positiv aus, im Gegensatz zu dem Stress, dem Gier und Habsucht entspringt.

Dehnen und Weiten in Asana und Pranayama, beruhigen das Gehirn, Nerven werden besänftigt, Härte und Starrheit der Lungen gemildert, das Gehirn kann sich ausruhen, während der Körper Stress und Druck über die Bewegung freissetzt. Nur indem man das Gehirn entspannen lernt, kann man Stress beseitigen. Sobald du gelernt hast Zunge, Hals und Rachen zu entspannen, weißt du auch, wie du dein Gehirn entspannst.

Die Energie der Natur ist unendlich. Der Schlüssel für das Atmen ist Natürlichkeit. Der Atem ist der Schlüssel zur letztendlichen Befreiung.

Achtsamkeit

14 Apr 2024

Wir verbringen Stunden damit, uns über Zukünftiges zu sorgen, uns für das, was wir in der Vergangenheit alles getan haben oder nicht getan haben, zu grämen, zu ärgern, Gedanken zu machen, was wir alles tun hätten können. Über alldem verpassen wir den gegenwärtigen Moment – den einzigen Moment, in dem wir tatsächlich in unserem Leben etwas ändern können.

Um diese inneren Kämpfe zu beenden, müssen wir lernen, unser Leben im gegenwärtigen Moment nicht von Bedauern, Sorgen oder Angst dominieren zu lassen. Jede Minute, die wir mit Sorgen über Zukünftiges oder Bedauern über Vergangenes verbringen, ist eine Minute, in der wir unsere Verabredung mit dem Leben verpassen – eine verpasste Gelegenheit, bewusst zu leben und zu erkennen, dass jeder Moment uns die Chance einer Wendung zum Besseren bietet, die Chance, mehr Frieden und Freude zu erfahren.

Vollkommene Gegenwärtigkeit in jedem Augenblick wird Achtsamkeit genannt.

Achtsam zu sein bedeutet, vollkommen gewahr zu sein, was im gegenwärtigen Moment geschieht, vollkommen gewahr zu sein, was in uns sowie in unserem Umfeld von Moment zu Moment vor sich geht, ohne Urteil oder vorgefasster Meinung.